Einen Tag vor dem Termin hätte ich am liebsten alles abgesagt. Es ging natürlich nicht. In den Räumen einer guten Freundin sollte meine erste Vernissage stattfinden und ich hatte ein unwahrscheinliches Lampenfieber. Das wurde noch schlimmer, als ich erfuhr, dass ein Lehrer von der Kunstakademie kommen sollte, dem ich schon während des Studiums nichts recht machen konnte. Immer hatte er an mir herumkritisiert, immer war er der Meinung, dass ich meinen Bildern lange nicht das gab, was in mir steckte. Ich konnte ihn nie begreifen.
Nun sah ich ihn zwischen einer Menge interessierter Gäste an einen Pfeiler lehnen und stoisch auf einen großformatigen Akt schauen. Ein Paar war es, dessen Kleider zu ihren Füßen lagen und denen man direkt ansah, dass sie jeden Moment übereinander herfallen würden. Ich sah es zumindest so. Höflicherweise ging ich nach einer guten Weile auf den Lehrer zu, der mich erstaunlich zuvorkommend begrüßte. Ich erfuhr von ihm, dass er ein Bild gekauft hatte. Als ich ihn fragte, was er von meinen Bildern hielt, sagte er ohne jede direkte Antwort: „Ich kaufe von allen jungen Künstlern etwas, um ihnen Mut zu machen.“ Wie eine Ohrfeige kam das bei mir an. Es kam dann allerdings doch noch so etwas wie eine sachliche Kritik. Sie mündete darin, dass er sagte: „Besser hätten sie die Stimmung einfangen können, wenn sie so ein Paar fotografiert hätten. Ich habe den Eindruck, sie verstehen nichts von dem, was sie mit dem Bild ausdrücken wollten. Wo ist die Lust aufeinander, das brennende Verlangen, das man aus der Kleidung entnehmen kann, die offensichtlich in höchster Geilheit abgeworfen wurde?“
Ich kochte vor Wut. Er hatte so recht. Ich wusste wirklich nichts von ungebremster Geilheit, von Wollust und Ekstase. Zu tief hatte ich mich nach dem Studium in mein Atelier vergraben und vergessen, zu leben. Ich kochte vor Wut, weil mir dieser Mann praktisch auf den Kopf zusagte, dass ich als Frau eine Null war. Innerlich brachte ich die heftigsten Flüche aus, weil mir nicht mal eine gepfefferte Entgegnung einfiel. Nach achtzehn Uhr rief mir meine Freundin zu: „Schließt du dann bitte ab. Es sind alle weg.“
Sie hatte sich geirrt. Der Herr Dozent saß noch in einer Ecke. Eindeutig wartete er auf mich. Ich kam mir so klein und hässlich vor, als er seinen Arm um meine Schulter legte und mich zu seinem Auto führte. „Komm“, bestimmte er, „ich zeige dir, wo das wirkliche Leben brodelt.“
Wieso duzte mich der Kerl? Immerhin, ich rutschte gefügig auf den Beifahrersitz. Die Fahrt ging vor die Stadt und endete in einem stillgelegten Betriebsgelände. Er führte mich hinter eine große Scheibe, vor der schon ein paar Männer standen. Ich wunderte mich, wieso wir so einfach an der Scheibe standen, während drinnen mehrere Paare vögelten und sich ihre Geschlechtsteile beleckten und küssten. Leise wurde ich aufgeklärt, dass wir vor so einem durchsichtigen Spiegel standen. Dass es drinnen ein Spiegel war, erkannte ich gleich selbst. Ein Kerl um die vierzig kam mit einem Mädchen, das mal gerade achtzehn sein mochte, ganz nahe zu uns heran und begann ihr die Sachen regelrecht vom Leibe zu reißen. Ich sah allerdings eindeutig, welche Lust die Kleine dabei empfinden musste. Sie wand sich verzückt in seinen Armen und ließ ihre Hände unter seinen Hosenbund verschwinden. Es dauerte nicht lange, bis sie sich splitternackt auf dem Boden wälzten. Sie hockte über seinem Kopf und zappelte freudig. Ganz lang machte sie sich, um ihren Mund von seinem Schwanz vögeln zu lassen.
„Abscheulich“, knurrte ich und wollte mich entfernen. Starke Arme hielten mich fest und zwangen mich zu verfolgen, wie die beiden in Ekstase gerieten. Es gab keinen Zweifel. Der Mund der Kleinen zog sich nicht mal zurück, als der Mann bei seinem Höhepunkt am ganzen Leib bebte. In mir tobten Gefühle, wie ich sie noch nicht kannte. Natürlich konnte ich mich mit meinen Erfahrungen nicht brüsten. Da gab es mal einen Jungen mit achtzehn, zuweilen einen One-Night-Stand während des Studiums und manchmal auch Selbstbefriedigung. Was jetzt in mir brodelte, hatte eine ganz andere Qualität. Auch mein nächster Fluchtversuch wurde vereitelt. Dann konnten sich meine Augen von den supergeilen Bildern nicht mehr lösen. Ich sah ja nicht nur das Paar dicht an der Scheibe lecken und vögeln. Auch im Hintergrund tobte unter mehreren Paaren der Bär. Ich ahnte inzwischen, dass ich in so einen Swingerclub hineinschaute, der für besonders exklusive Gäste dieses Guckfenster hatte.
Der Herr Dozent neben mir hatte ein verdammt gutes Timing. Mir war, als musste ich allein vom Zuschauen explodieren, da führte er mich weg. An seinem Wagen öffnete er nicht sofort die Tür. Ganz dicht kam er auf mich zu und griff gezielt unter meinen Rock. Ich hätte in Grund und Boden versinken können, weil ich wusste, was er da an feuchter Hitze tasten musste. Ich zitterte von seinem entschlossenen Griff. „Runter mir dem Slip!“ befahl er regelrecht und ich wusste nicht, wieso ich folgsam wie ein Kind war. Ich stieg einfach heraus und ließ ihn auf dem Pflaster liegen. Wild schob mir der Mann zuerst seinen Daumen und dann sicher gleich drei Finger in den lüsternen Schlund. Ich konnte einen lustvollen Aufschrei nicht zurückhalten. Ich war plötzlich so dankbar, dass er mir ein heftiges Petting machte, von dem ich schon nach wenigen Minuten kam.
„Soll ich lieber aufhören?“ fragte er scheinheilig.
Er hatte noch gar nicht richtig ausgesprochen, da schrie ich entsetzt: „Nein! Jetzt nicht aufhören!“
Mir war in diesem Moment völlig egal, was er von mir dachte. Der nächste heftige Abgang kündigte sich schon an. Er kam mit einer ungeahnten Lust.
„Mach die Hose auf“, sagte er ziemlich barsch, „hol ihn raus und blas ihn.“
Ich glaube, er hätte es nicht sagen müssen. Obwohl ich es vor vielleicht zwanzig Minuten noch als abscheulich bezeichnet hatte, schob ich meine Lippen nun voller Inbrunst und Gier über den steifen Schwanz. Augenblicklich erstarrte ich, weil er mir sein Ding so entgegenstieß, wie ein Mann eine Pussy vögelt. Sicher fand ich instinktiv die richtigen Rezepte, selbst in die Offensive zu gehen. Ich leckte und saugte, kitzelte mit der Zungenspitze und schob die bewegliche Vorhaut weit hin und zurück. Ich war wie von Sinnen. Am springenden Punkt kam ich mit dem Schlucken gar nicht nach. Ich riss meinen Mund weit auf. Mir war es ganz egal, wohin es ging, als ich den Mann mit der Faust restlos entkräftete.
Ich hätte verrückt werden können, als mit dem Mann offensichtlich im Moment nichts mehr anzufangen war. Er wusste eine Lösung. Wir machten kehrt und nahmen einen anderen Eingang in das stillgelegte Betriebsgelände. Ich ahnte, was kommen sollte, als wir den Duschraum betraten und er so nebenher sagte: „Wir wollen uns recht appetitlich machen.“ Ich hatte keine Komplexe mehr, neben dem Mann völlig nackt durch die Pendeltür zu schreiten. Wir waren ja ohnehin sofort inmitten lauter Nackter. Mein Begleiter musste Stammgast in diesem Etablissement gewesen sein. Ich hielt es für seine Regie, als ich mich plötzlich mit zwei jungen Kerlen im Sandwich befand; mit einem ging ich sofort auf die Matte uns ließ mich durchvögeln. Später lehrten mich die Jungs, wie eine Frau gleich von zwei Männern gefickt werden kann. Der Herr Dozent profitierte ein wenig davon. Er hockte neben mir und ließ sich blasen.
Während der nächsten zwei Monate fasste ich keinen Pinsel an. Ich begann zu leben und versuchte nachzuholen.