Gegen zehn kam die Kriminalistin mit drei uniformierten Polizisten im Schloss an. Andreas Walter war froh, dass der Unterricht schon begonnen hatte. Der große Computerraum lag nach hinten raus, sodass hoffentlich niemand etwas von der Ankunft der Polizei mitbekam. Susan versprach gern, die Arbeit möglichst geräuschlos zu machen. Sie konnte gut nachvollziehen, dass es nicht gerade ein Aushängeschild für ihn war, wenn schon beim ersten Lehrgang die Polizei im Haus herumstöberte und nach Einbrechern suchte. Zielstrebig ging sie mit den Polizisten in den Keller. Diesmal war die Bohlentür von der Treppe her verriegelt. Verwundert schauten sich die vier Polizisten an, als der Schrank weg geschoben war. Er erwies sich übrigens gar nicht so schwer, wie er aussah. Sie standen vor einer Bruchsteinwand, die sich durch nichts von dem Mauerwerk rechts und links daneben unterschied. Susan schluckte ihre aufkommende Unsicherheit herunter. Vor den Männern wollte sie sich keine Blöße geben. Ganz sicher sah sie im Geist die gähnende Öffnung, die sie im Schein der Taschenlampe bemerkt hatte, ehe die Tür zugeflogen war. Zum Glück blühte ihre Fantasie im rechten Augenblick auf. Sie befanden sich schließlich in einem alten Schloss und in alten Schlössern gab es immer geheime Türen und Gänge. Zwei starke Lampen ließ sie aus dem Polizeiauto holen. Zentimeter für Zentimeter suchten sie die Wand ab. Die Männer hatten sich schnell von ihrer Idee überzeugen lassen. Schließlich wurden sie fündig. Sie entdeckten feine Ritzen in der Unregelmäßigkeit, wie die Natursteine waren. Es war nur noch eine Fleißübung, auch einen geheimen Öffnungsmechanismus zu finden. Eine abgegriffene Stelle an einem Stein war schon gefunden; sie gab ihr Geheimnis lange nicht preis. Nach gut zwei Stunden schlug die Geheimtür langsam auf. Eine ziemlich frische Luft drang den Leuten entgegen, aber auch ein merklicher Luftzug, der darauf schließen ließ, dass es nicht nur diese eine Öffnung geben konnte.
Mit den Handlampen machten die Polizisten schnell aus, dass sie sich in einem Lager befanden, das angefüllt war mit Bildern, Plastiken, Holzfiguren, alten Kleinmöbeln, Kupfergefäßen, Zinn und zu aller Überraschung auch ein Sammelsurium von Computertechnik. Es dauerte nicht lange, bis man sicher war, dass sich auch die Computer aus dem Schloss da unten befanden. Susan ärgerte sich sofort, dass sie sich durch das offene Portal nach dem Einbruch hatte täuschen lassen. Sie wurde sich nun auch immer sicherer, dass es da einen Zusammenhang zu Evi geben musste. Zumindest hatte die sich naiv einfangen lassen.
Die Ursache für den Luftzug wurde auch noch aufgeklärt. Von dem Keller ging geradlinig ein ungefähr vierzig Meter langer Gang nach Susans Schätzung in die Büsche hinter dem Schloss. Dort fand man später einen Einstieg, der von oben so aussah, wie das Gras und Moos ringsherum. Kein zufälliger Passant konnte da eine verdeckte Grube ausmachen.
Für Susan war der Fall gegen Abend abgeschlossen. Mit der Erfassung des Diebesgutes, der Sicherstellung und Auswertung würden sich andere Leute beschäftigen. Eine der wichtigsten Arbeiten war inzwischen auch erledigt. Eine Unmenge von Fingerabdrücken hatte man von dem Mann gefunden, der schon drei Jahre für Kunstdiebstähle abgesessen hatte und den Susan im Weinkeller beim Bumsen beobachtet hatte. Die landesweite Fahndung wurde sofort eingeleitet.
Susan klopfte man die Schultern verbal und körperlich. Verbindlich konnte sie entgegennehmen, dass sie ab kommendem Montag ihren Urlaub antreten konnte. Es wurden ihr sogar gleich drei Wochen genehmigt.
Am Abend fielen sich die Kriminalistin und der Verkehrspolizist glücklich in die Arme. Sie hatten beide drei Wochen Urlaub vor sich.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer! Diesmal ließen die beiden das Wochenende nicht erst ins Land ziehen. Schon am Freitag nach Dienstschluss stand der Caravan bereit. Susan machte Luftsprünge. So lange hatte sie sich schon gewünscht, wenigstens eine kleine Europatour per Auto zu machen. Nun war sie von Rogers Idee überwältigt, gleich mit dem eigenen Hotel loszufahren.
Romantisch war die erste Nacht im Caravan. Mit der ziemlichen Hitze wurde Susan auf ihre Weise fertig. Als Roger den Wagen geparkt hatte und den Schlüssel aus dem Zündschloss zog, wirtschaftete sie hinten in ihrer kleinen Küche schon splitternackt. Obwohl man noch kein künstliches Licht brauchte, waren die Fenstervorhänge dicht geschlossen und auf dem Tisch brannten fünf Kerzen in einem hübschen Leuchter. Roger war überwältigt, als er in den Wagen trat. Im Schein der Kerzen schimmerte die gut gebräunte Haut der schönen Frau aufregend. Die steifen Brustwarzen funkelten, als hatte sie Susan gerade mit feuchten Fingerspitzen gerieben. Das raffinierte Weib machte eben vor der Spüle eine tiefe Beuge, um ein Putzmittel aus dem Schrank zu holen. Das war sicher kein Zufall. Sie wusste genau, wie schnell sie den Mann auf die Palme bringen konnte, wenn sie ihm all ihre Köstlichkeiten durch die leicht geöffneten Schenkel zeigte. Diesmal wirkte es noch schneller, weil sie schon mindestens über fünfzig Kilometer ganz geile Gespräche geführt hatten. Gegenseitig hatten sie sich die verrücktesten Dinge versprochen, die sie im Urlaub miteinander treiben wollten. Roger machte sich besondere Mühe, Stellungen und Variationen in Aussicht zu stellen, die sich für einen Caravan besonders anboten. Susan hatte spontan aufgekreischt: „Wenn wir auf einem großen Campingplatz stehen, werden wir es mal bei heller Beleuchtung und offenen Fenstervorhängen treiben. Ich möchte erleben, dass die Leute sehen können, wie perfekt es mir mein Mann besorgt.“ Für den strafenden Patsch auf ihren Po hatte sie sich mit der Retourkutsche revanchiert: „Du bist ja noch viel schlimmer. Du willst ja in der Nacht herumschnüffeln, was sich in den anderen Caravans so tut.“ Das alles war natürlich Spaß gewesen. Der war ihm allerdings in die Glieder gefahren. In alle! Kein Wunder, dass er nun das schöne nackte Weib einfach auf den Spültisch setzte und ihr die erste Urlaubsnummer machte. Susan verstand die so auszudehnen, dass sie dreimal kommen konnte. Ehe er sich in ihr entspannen konnte, rutschte sie mit den Knien zu seinen Füßen und zeigte ihm mit zärtlichen Lippen ihre Liebe, bis alles schlaff an ihm hing.
Beizeiten waren sie durch die ungewöhnlichen Geräusche an der Raststätte munter. Susan wollte zur Tankstelle nach Brötchen gehen. Roger schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf und rief entsetzt: „Ich habe vergessen, Gas zu kaufen. Wir können keinen Kaffee machen.“
Rasch entschlossen sie sich zum Frühstück in der Raststätte. Sie saßen noch gar nicht richtig, da griff Susan Rogers Hand und wies mit dem Kopf geheimnisvoll in die rechte Ecke. Zittern flüsterte sie: „Das ist er, der Mann, der mit dem Mädchen im Schloss gevögelt hat. Das ist der Mann, dessen Fingerabdrücke wir haufenweise am Diebesgut gefunden haben, nach dem landesweit gefahndet wir.“
In aller Ruhe zündete sich Roger eine Zigarette an, während Susan unauffällig das Restaurant verließ und draußen per Handy die Notrufnummer der Polizei wählte. Vorsichtshalber betrat sie die Gaststätte erst wieder, als die Leute aus dem Streifenwagen dem Mann in der rechten Ecke die Handschellen anlegten.
Roger stöhnte am Tisch auf: „Mein Gott, haben wir denn nun wirklich Urlaub?“
Unter dem Tisch griff sie nach seinem Schenkel und nach mehr. Sie drohte: „Du wirst froh sein, wenn du wieder arbeiten darfst. So werde ich dich während der drei Wochen ausnehmen.“
Viel später erfuhr Susan, dass der Ganove den Keller des Schlosses schon weit über zehn Jahre als Lager für sein Diebesgut benutzt hatte. So lange die Gebäude nicht bewohnt waren, gab es keine Probleme. Nun musste er die Entdeckung fürchten. Deshalb hatte er auch zuerst die alten Bestandszeichnungen gestohlen und zur Tarnung die neuen Bauzeichnungen gleich mit. Bei den Computern war es schon wieder seine unstillbare Gier gewesen.