Susan, die Kriminalkommissarin, genoss ihren ersten Urlaubstag. Kein Wecker hatte geklingelt und kein Telefon. Erst gegen zehn erwachte sie und lächelte befriedigt. Roger hatte sich im Schlaf frei gestrampelt und zeigte seine Morgenlatte. Am liebsten hätte sie sofort ihre Lippen über das Schmuckstück gestülpt. Sie hielt sich zurück, weil sie wusste, dass ihr eine flotte Morgenrunde nicht bekommen würde, ehe sie nicht im Bad war. Unterwegs kam ihr eine verlockende Idee. Es dauerte nicht lange, bis sie mit einem vollgestellten Tablett wieder am Bett erschien, wo Roger noch in Morpheus Armen lag. Nach der bekannten Werbemelodie säuselte sie an seinem Ohr: „Der Kaffee ist fertig.“
Ein wenig unmutig öffnete er die Augen. Seine Nase sog den Kaffeeduft ein und sein Gesicht hellte sich auf. Das Tablett landete auf dem Hocker neben dem Bett. Für Susan war das Frühstück plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Sie kletterte über die pendelnde Morgenlatte und wurde erst mal enttäuscht. Roger rang sie auf den Rücken und flüsterte geheimnisvoll: „Mit leerem Magen war ich noch niemals gut.“ Er langte zum Honigglas und ließ eine süße Spur auf ihren Schamberg rinnen. Die breite Bahn machte sich selbstständig. „Ich liebe Honigbrötchen am Morgen“, raunte er und machte sich über die süße Süße her.
Susan wand sich voller Wollust und schrie ausgelassen: „Und ich liebe es, wie dieser Urlaub beginnt.“
Noch eine Stunde hatte sie Vergnügen an dem geschickten und beinahe rasenden Mann. Dann geschah etwas, was sie eigentlich schon irgendwie vermisst hatte. Das Telefon meldete sich und es hörte auch nicht auf, bis Susan vielleicht erst beim zehnten Klingeln abnahm. „Oh nein“, begehrte sie wütend auf und warf den Hörer auf das Grundgerät. Roger brauchte keine Erklärung. Er nickte fast mechanisch, als sie ihm sagte, dass sie noch einmal zu dem Schloss musste, weil es nun noch einen richtigen Bruch gegeben hatte. „Ja“, murmelte er, „unsere Schuld, warum haben wir uns nicht gleich am ersten Urlaubstag in den Flieger gesetzt. Warum hast du dich überhaupt gemeldet? Immer diese überzogene Dienstbeflissenheit!“
Susan ließ sich mit dem Dienstwagen zum Schloss fahren, Schulungszentrum hieß es ja nun. Andreas Walter führte sie durch das ganze Haus. Dem merkte sie an, dass er etwas auf dem Herzen hatte, was er nicht aussprach. Geduldig wartete sie, machte sich erst mal daran, die Liste mit den gestohlenen Gegenständen durchzusehen. Dann kam es plötzlich von ganz allein. Nachdem sich in seinem Arbeitszimmer Platz genommen und eine Erfrischung vor sich hatte, begann Andreas: „Da ist noch etwas. Mir ist es zwar peinlich, darüber zu sprechen, aber ich glaube, es gehört irgendwie zu dem Fall. Meine Frau fühlte sich schon zweimal von einer unsichtbaren Hand belästigt.“
Susan schaute ihn verständnislos an und forderte ihn auf, sich etwas deutlicher auszudrücken. Er begann tatsächlich damit, was vor zwei Jahren vor dem Turmzimmer geschehen war und erzählte auch, was Tina unlängst auf der Toilette passiert war. Susan verschlug es erst mal die Sprache. Als sie aber hörte, dass Evi in ihrem Zimmer ähnliche Erlebnisse gehabt hatte, warf sie ein paar Worte auf ihren Notizblock. Die Details wollte sie sich allerdings von den Frauen holen, weil ihr Andreas irgendwie um den heißen Brei zu reden schien.
Evi war ganz aufgeregt, als sie von der Kriminalistin aufgesucht wurde. „Werde ich jetzt verhört?“ fragte sie erst mal recht abweisend. Susan fiel auf, dass sie verhältnismäßig nervös reagierte. Sie schob es gedanklich weg. Manche Menschen erschrecken eben erst mal sofort, wenn sie mit der Polizei zu tun bekommen. Bald hatte Susan allerdings den Eindruck, dass es der jungen Frau richtig Spaß machte, ihr Zusammentreffen mit dem so genannten Poltergeist bis in alle Kleinigkeiten zu beschreiben. Sie verriet sogar, dass ihr außer dem Schreck sehr angenehm gewesen war, wie ihren ganzen Körper eine Gänsehaut überzogen hatte und die Härchen wie elektrisiert aufgestanden waren. „Direkt an der Scham habe ich den Griff gespürt“, sagte sie nun schon zum dritten Mal.
Tina war mit ihren Auskünften zunächst ein wenig sparsamer. Als sie ein wenig Vertrauen zu der fremden Frau gewonnen hatte, flüsterte sie scheinbar unter großer Beherrschung: „Stellen Sie sich mal vor, Sie sind mit sich ganz allein auf der Toilette, wollen gerade zur Rolle greifen, um sich das Schmuckstück zu trocknen, da geschieht es schon wie von einer unsichtbaren Hand. Nicht genug damit. Es passierte ja gleich noch einmal und da geschah es betont zärtlich und aufreizend. Können Sie sich vorstellen …“
„Nein, ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen“, sagte Susan vor sich hin. „Ich würde es Ihnen auch nicht glauben, wenn nicht Ihr Mädchen von einer ähnlichen Erscheinung gesprochen hätte. Wissen Sie, an Geister glaube ich eigentlich nicht, obwohl es ja vieles zwischen Himmel und Erde gibt, was wir nicht wahr haben wollen und es vielleicht doch existiert.“ Sie hatte sich nach dem Stand der Dinge schon entschieden, die Nacht im Schloss zu verbringen, weil es nach ihrer Meinung hier einfach einen Zusammenhang zu den Einbrüchen geben musste.
Zu Hause hatte es die Kriminalistin schwer, Roger von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Ihr Glück war, dass sich am Morgen ein alter Schulfreund bei ihm überraschend gemeldet hatte. Nun war es ihm ganz angenehm, dass er mit dem ohne Gewissensbisse einen kleinen Kneipenzug machen konnte.
Susan bat sich bei Andreas aus, dass er ihre Einquartierung in einem der Gästezimmer auch vor den beiden Frauen geheim halten sollte. Sie wusste nicht genau warum, aber sie hatte den Eindruck gewonnen, dass die Frauen noch ein Geheimnis für sich behielten.
Gegen zweiundzwanzig Uhr ging Susan zu Bett und löschte das Licht. Die Versuchung war ja groß, noch in einem Buch zum Thema Geister zu lesen, das sie sich gekauft hatte. Sie verkniff es sich, weil sie sich nicht in solche Gedankengänge begeben wollte. Irgendwie beruhigte es sie, dass sie unter ihrem Kopfkissen die Pistole und die Handschellen wusste. Nach einer guten halben Stunde merkte sie, dass sie sich übernommen hatte. An Schlaf war nicht zu denken. Sie hätte ruhig in ihrem Buch lesen können. Die Gedanken bewegten sich ohnehin nur um Geister und Erscheinungen. Dann war sie doch eingeschlafen, aber nicht für lange. Sie schreckte auf und wunderte sich nicht schlecht, dass das Zimmer von der Deckenbeleuchtung erhellt wurde, obwohl sie die ausgeschaltet und die Tür verschlossen hatte. Gleich kam sie sich saublöd vor. Als ihre Decke vom Bauch gezogen wurde, hatte sie die Pistole schon in der Hand und zielte in Richtung ihrer Beine, obwohl da nichts war, als ein sehr angenehmes Gefühl an den Innenseiten der Schenkel. Ihr war, als wurde sie gestreichelt, als huschte eine feuchte warme Zunge über ihre empfindsamsten Stellen. Nicht genug damit. Gleich fühlte sie auch ihre Pussy noch ausgefüllt, vielmehr sogar richtig aufgespannt und gerieben. Das war zu viel für ihre Nerven. Sie ließ die Hand mit der Pistole sinken und schrie unbeherrscht auf. Sofort hatte sie an ihren Beinen und ein Stückchen höher Ruhe.
Grob kniff sich Susan in den Arm. Der Schmerz machte sie noch nicht einmal ganz sicher, ob sie träumte oder nicht. Auch von Schmerzen hatte sie schon recht realistisch geträumt.