Hanna drückte mit einer müden Geste auf die Fernbedienung. Wirklich müde war sie nicht, aber ziemlich genervt von den vielen Werbeunterbrechungen. Sie hasste es, am Fernseher einen Krimi zu sehen, der an den unmöglichsten Stellen von der Werbung unterbrochen wird. Manchmal hatte sie zu ihrem Mann schon gesagt: „Es ist so, als würdest du im Bett kurz vor meinem Orgasmus mal eine Zigarette rauchen gehen.“ In Gedanken an ihren Mann stöhnte sie leise auf und schaute auf die Uhr. Bald war es Mitternacht. Nichts war von ihm zu hören oder zu sehen. Er saß ganz sicher mal wieder in seine Berechnungen vertieft. Hanna erhob sich, schlug die Wohnzimmerfenster weit auf und ging auf leisen Sohlen ins Arbeitszimmer ihres Mannes. Sie hatte es geahnt. Der Monitor flimmerte und auf dem Schreibtisch schickte die moderne Leuchte einen scharfen Lichtstrahl auf die Packen handschriftlicher Notizen. Wie gebannt schienen die Augen des Professors auf den Bildschirm geheftet. Sie verzehrten wohl regelrecht die langen Reihen von vielstelligen Zahlen und Symbolen. Leise ging sie an seinem Schreibtischsessel vorbei, streichelte sein Haar und öffnete beide Flügel des Fensters. „Lass doch wenigstens ab und zu ein bisschen Sauerstoff hinein, wenn du schon wie ein Schlot qualmen musst“, sagte sie sanft und ohne Vorwurf. Auf dem Rückweg hielt er sie an der Hand fest und murmelte: „Es ist wohl eine Zumutung für eine junge, unternehmungslustige Frau … mit so einem verknöcherten Wissenschaftler an der Seite.“
Sie protestierte: „Verknöchert bist du überhaupt nicht. Du könntest dich allerdings öfter mal daran erinnern, dass du gerade siebenundvierzig bist, dass du hier und heute lebst. Und leben ist eben nicht nur, den Sternen ihre Geheimnisse abzulauschen.“
„Hannelein! Ich brauche noch für ein paar Tage deine Generalabsolution, dann bin ich mit meinen Berechnungen durch. Du weißt, wie man auf meine Ergebnisse wartet und, dass ich die für meine Veröffentlichung brauche.“
„Du und dein Institut“, wisperte sie, „du und deine ehrgeizigen Veröffentlichungen.“
Ganz fest hatte er ihre Hände noch und küsste sie zärtlich. Wenn er das tat, wusste sie immer ganz genau, wie sehr er sie liebte. Noch niemals hatte ihr ein Mann so zärtlich und begierig die Hände geküsst. Richtig geküsst, nicht nur etwa so gesellschaftliche Handküsse. Sie stand an seiner Seite und freute sich, dass der Bildschirm flimmerte und sie selbst splitternackt und rotierend darauf erschien. Einmal hatte sie ihn damit überrascht, dass sie in seinem Privatcomputer ein scharfes Foto von sich als Bildschirmschoner eingebaut hatte. So war sie sich wenigstens sicher, dass er bei einer schöpfereichen Pause mal einen Blick auf sie warf. Im Augenblick schien Bill dieser Akt seiner Frau wie ein Signal. Nur ganz kurz war er versucht, zum Ausschalter zu greifen. Gleich packte ihn aber wieder der Ehrgeiz. Noch einmal küsste er die Hände seiner Frau und sagte, was er bald jeden Abend sagte: „Liebes, geh schon vor. Ich komme bald nach. Ich freue mich auf dich.“
Hanna wusste, dass jedes weitere Wort überflüssig war. Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und murmelte: „Bis gleich. Denk daran, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Sie wusste, wovon sie redete. Nicht nur einmal war es geschehen, dass sie vor ihm ins Bett gegangen war und er sie so übermäßig lange warten lassen hatte, dass sie sich in ihrer Erregung selbst bedienen musste. Genau so kam es an diesem Abend auch wieder. Welcher zweiunddreißigjährigen Frau kann man es schon verübeln, dass sie ihre Lust befriedigt, wenn sie ihr ankommt. Schließlich hatte sie schon seit jungen Jahren ein sehr intensives Sexleben gehabt und wollte sich das auch in der Ehe nicht unterdrücken lassen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen es ihr zuweilen schon mal zu viel geworden war. Mehr als fünf Jahre hatte sie in einem Club als Animierdame gearbeitet und von daher natürlich reichlich Männerbekanntschaften gehabt. Als Glücksumstand hatte sie es dann gesehen, dass sie Bill im Club kennen gelernt hatte. Der verliebte sich in seiner Naivität Hals über Kopf in sie. Ein richtiger Mann war er vor vier Jahren gar nicht gewesen. Als einen etwas verknöcherten Junggesellen hatte sie ihn kennen gelernt, der ganz offensichtlich Angst vor starken Frauen hatte. Das war aber nicht alles. Als er Hanna zum ersten Mal bis in ihr Apartment begleitet hatte, gestand er ein, mit seinen damals dreiundvierzig Jahren erst zweimal kurz eine Freundin gehabt zu haben.
Hanna schmunzelte, weil sie gerade an dieses erste Mal mit ihm dachte. Sie zog die Tür des Ankleideraumes auf und ließ ihre Sachen vor den großen Spiegeln gedankenversunken fallen. Als ihr Büstenhalter fiel, hielt sie ihre großen straffen Brüste bewundernd in beiden Händen, als sah sie die herrlichen weiblichen Attribute zum ersten Mal. Ganz langsam fuhr sie mit einer Hand unter ihren Slip. Große Sehnsucht war es, was sie dazu trieb. Sie wusste, dass sie damit die Grenze schon übertreten hatte und bis zu einem Orgasmus nicht wieder aufhören konnte. Gefällig drehte sie sich um die eigene Achse und freute sich an ihren herrlich geschwungenen Backen und den aufregenden Übergängen zu den Schenkeln. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die Hüften. Denen war regelmäßiges Training, Jogging und gesunde Ernährung anzusehen. Kritisch betrachtete sie ihr schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen und umrahmt von der goldblonden Mähne. Sehr zufrieden war sie mit sich. Eigentlich hatte Bill nicht Unrecht, wenn er hin und wieder sagte, für ihn als verknöcherten Wissenschaftler war sie viel zu schön. Aber sie liebte ihn nun mal von ganzem Herzen.
Splitternackt ging Hanna zum Bad. Leise hoffte sie auf ein Zusammentreffen mit Bill. Vergeblich! In seinem Arbeitszimmer hörte sie ihn murmeln und mit der flachen Hand auf den Schreibtisch schlagen.
In der Dusche kam die Nachwehe von dem Griff, den sie zuvor unter ihren Slip getan hatte. Wenigstens konnte sie sich jetzt vor sich selber damit entschuldigen, dass es die Körperpflege schon erforderte, wie ungebremst sie an den Brüsten, zwischen den Beinen und am Po seifte und seifte. Das trieb sie so lange, bis der dicke Schaum ein wenig durch die Dusche von innen abgespült wurde. Auf einem Bein konnte und wollte sie in ihrer Aufregung nicht stehen. Ein altbewährtes Rezept kam zur Anwendung. Erst mal peitschte sie alles zwischen ihren Beinen mit den scharfen Strahlen der Brause. Dann schraubte sie auch noch den Brausekopf ab und gab sich den Rest mit dem dicken Strahl. Herrlich, wie das angenehm warme Wasser in sie hineinschoss und wieder heraussprudelte. Nur eine Hand musste das Spiel dirigieren. Die andere brauchte sie, um eine Brust an die Lippen zu führen, damit sie sich an den steifen Nippeln festsaugen konnte.
„Professor“, murmelte sie, „lässt man eine Frau so schmachten? Lässt man sie sich allein in der Dusche vergnügen, während man sich selbst an trockenen Formeln befriedigt?“
Hanna hüllte sich in ihren teuersten Duft, stieg in die roten Dessous, von denen sie wusste, dass Bill sie am meisten mochte, und wagte noch einen Blick in das Arbeitszimmer. Ein wenig enttäuscht ging sie in ihr Bett und griff zu ihrer Lektüre. Damit erwies sie sich allerdings einen Bärendienst, denn es war ein ziemlich ungeschminkter erotischer Roman, in dem die Heldin beschrieb, wie sie in ihrem Leben alle bizarren Spielarten des Sex gelernt und genossen hatte. Hannas Hände blieben dabei nicht artig.