Am Tag zwei der Insulaner stand wieder eine tüchtige Plackerei bevor. Man war ja glücklich, dass die noch geschlossenen Kisten am Strand standen, wie man sie am Abend zurückgelassen hatte. Man freute sich ja auch über alle Schätze, die da zum Vorschein kamen. Nichts hatte man anscheinend vergessen. Sogar Bills Lieblingszigaretten waren in Massen vorhanden. Eine Frau musste bei der Zusammenstellung des Bedarfs mitgewirkt haben. Damenbinden und Tampons gab es deshalb wohl auch. Hanna war irgendwie froh, dass sie selbst die Packungen mit den Kondomen gefunden hatte. Für Filomena wäre es sehr peinlich gewesen.
Gegen zwölf waren die Transportarbeiten so fortgeschritten, dass man sich eine ausgedehnte Siesta erlauben konnte. Bill bevorzugte sein Feldbett, die beiden Frauen legten sich lieber unter das Sonnensegel, das man gar nicht wieder weggenommen hatte. Bills Ruhe war allerdings nur kurz. Er nahm sich die Waffen vor, die er gleich mit der Munition unter ein paar lose Dielen verstaut hatte. Zwei Pistolen waren es mit einer Unmenge Munition und zwei Jagdflinten, die je einen Lauf für Schrot und einen für Kugeln hatten. Bill war zwar kein Waffennarr, aber er fühlte sich mit so einem Eisen in der Hand gleich sicherer.
Als am Abend der Professor und Filomena noch dabei waren, die Schätze vernünftig in die Regale zu stapeln, die sie aus den Kisten gemacht hatten, bereitete Hanna vor dem Häuschen den Tisch zum Abendessen. Die ersten Konserven wurden geöffnet, das erste Brot aus Büchsen aufgeschnitten, der Rotwein geöffnet, den man allerdings aus Bechern trinken musste, und schließlich an Bills Platz ein gutes Zigarrchen gelegt. Wie eine Festtafel mutete das in der unwirklichen Situation an.
Lange saß man an diesem Abend, entnahm eigentlich schon zu viel von den nicht zu üppigen Weinbeständen und duzte sich am Ende einander. Filomena ging das Du ihrem Chef gegenüber zwar schwer über die Lippen, aber am nächsten Tag gewöhnte sie sich schon daran.
Bill stellte vor dem Zubettgehen noch fest, dass es an nichts fehlte, außer irgendeiner Verbindung zur Außenwelt. Kein Funk, kein Radio und natürlich erst recht kein Fernsehen. Die Absicht war klar. Absolute Abgeschiedenheit war angesagt.
Hanna fiel es schwer, am Abend ganz ruhig mit dem Kopf auf der Brust ihres Mannes zu liegen. Sie hatte ihm schon zugeflüstert: „Legen wir uns doch einfach auf den Fußboden, der quietscht sicher nicht.“
Er hatte es gar nicht ernst genommen und war wieder einmal auf sein Lieblingsthema gekommen. Hanna konnte das Wort Komet schon gar nicht mehr hören und gleich gar nicht darüber nachdenken, was der anrichten würde.
Wenn es nach Filomena gegangen wäre, hätten die beiden nebenan toben und quietschen können. Sie schlief nach der harten Arbeit wie ein Murmeltier.
Der Tag drei brachte nach einem einfachen Frühstück den ersten heftigen Streit. Hanna wollte unbedingt erst mal wissen, wo sie sich überhaupt befanden. Bills Vorschlag, zunächst allein einen Erkundungsmarsch zu unternehmen, lehnten die Frauen kategorisch ab. Sie wollten ihn keinesfalls allein gehen lassen. Man konnte sich aber auch nicht einigen, dass ihn eine Frau begleitete. Eine blieb sowieso ungern zurück. Es fielen sogar laute Worte, ehe man sich einigte, zu dritt loszumarschieren. Bills Einwand, dass dann ihr Hab und Gut unbewacht blieb, ging schon in der Vorbereitung auf den Marsch unter. Immerhin hatten sie von innen die Türen und die Fensterläden bis auf einen fest verrammelt. Das Haus verließen sie durch den noch offenen Laden und nagelten ihn von außen zu.
Der Marsch war ernüchternd. Sie waren natürlich auf einer Insel. Zwei Stunden in die Länge und eine Stunde in die Quere waren sie gelaufen. An Lebewesen hatten sie nur so etwas wie eine Entenart entdeckt und kleine Tierchen, die sie nur im Gestrüpp rascheln gehört hatten. Der kleine Tümpel, auf den sie gestoßen waren, sah nicht sehr vertrauenserweckend aus. Zum Glück hatten sie ja hinter dem Haus den Brunnen mit der Handpumpe. Sie konnten nur beten, dass der genügend ergiebig war.
Am nächsten Tag machten sie sich noch einmal auf, um die Insel gemeinsam zu umrunden. Der überwiegend feine Sandstrand machte es ihnen leicht. Nur ein wenig Kraxelei gab es über vielleicht zweihundert Meter Steilküste. Gerade diese Gegend bescherte Bill ein kleines Vergnügen. Mit offenem Mund starrte er auf Filomena, die sich mangels anderer Gelegenheit einfach ins Gelände hockte. Sie dachte wohl, dass sie ihm besser den Hintern zeigte. Da kannte sie sich aber schlecht in den Männern aus. Er sah, wie es rauschte und dazu das dunkle Bärchen. Zwanzig Schritte hinter ihm ging Hanna. Sie sagte vor sich hin: „Wir leben nun mal sehr dicht beieinander. Irgendwann wird er seine Neugier stillen müssen.“ Unwillkürlich dachte sie an die Spitze des Journalisten, der unterstellt hatte, Bill konnte auch mit seiner Assistentin verschwunden gewesen sein. Daran glaubte sie nun absolut nicht mehr. Heimlich hatte sie schon ihre Beobachtungen angestellt und sie wusste, dass ihr Mann kein Schauspieler war. Übermütig rief sie in Filomenas Richtung: „Willst du uns den Weg mit deinem wunderschönen Mond erleuchten?“
Erschreckt richtete sich die Angerufene auf. Sie schien selbst überrascht, wie nah Bill und Hanna ihr gekommen waren.
Die Inselumrundung brachte keine neuen Erkenntnisse. Sie waren ganz offensichtlich die einzigen Einwohner auf dem kleinen Eiland. Ihre magere Ausbeute: Sie hatten ein Gewächs gefunden, das einem Kürbis ähnelte und etwas bitterer als Gurke schmeckte. Bill hatte mutig den Vorkoster gemacht. Der Fund war ihnen wichtig, weil sie sich nicht allein von Konserven ernähren konnten.
Am Abend waren die Rollen vertauscht. Während das Ehepaar schon fast am Einschlafen war, kamen von nebenan verdächtige Laute. „Horch“, wisperte Hanna, „heute kann sie sich nicht beherrschen. Hörst du, wie sie hechelt. Sie ist wohl so vertieft in ihrer Lust, dass sie gar nicht mehr an uns denkt.“
Mit brüchiger Stimme antwortete Bill: „Sie wird denken, dass wir schon schlafen.“
Hanna griff um ihn herum in seinen Schoß und knurrte: „Oh, oh!“
Es klang wie eine Verteidigung: „Man hört ja schließlich nicht jeden Tag eine andere Frau masturbieren. Du hast mir ja leider den Gefallen noch nicht getan, es mir zu zeigen.“
„Wenn es dir Freude macht, kannst du es jetzt gleich sehen“, sagte sie kess. „Mich regt es nämlich auch mächtig auf, wenn ich daran denke, was sie da drüben mit sich treibt. Oder meinst du, eine Frau kann sich an einer anderen nicht erregen.“
Bill hatte ihre Worte gar nicht ernst genommen. Er guckte nun nicht schlecht, als Hanna die Kerzen wieder anzündete und sich zwischen sehr breiten Beinen streichelte. Zuerst tat sie es sehr zaghaft, besonnen oder sogar verschämt. Als sie die strahlenden Augen ihres Mannes sah, gab sie ihrem Affen Zucker. Eine richtige Lektion war es ihm, weil sie sehr deutlich vorführte, wie sie es mochte. Es dauerte nicht lange, bis sie sich wahrscheinlich ganz allein fühlte. Sie steigerte sich so in ihre Lust hinein, dass sie auch keine Acht mehr auf ihre Stimmbänder gab. Ganz fest drückte sie Bills Kopf an sich, als der ihr wenigstens an den Brüsten behilflich war. Viel Zeit nahm er sich allerdings dazu nicht, weil er seinen Augen wieder die aufregenden Bilder von ihrem Schoß gönnen wollte. Hektisch streichelte Hanna jetzt über den Sitz ihrer intensivsten Gefühle. Es war, als schnappte sie nach Luft. Gleich machte sie ihren Mann völlig sprachlos. Er war sich nicht ganz sicher, ob es zwei oder gar drei Finger waren, die sie verschwinden ließ und genüsslich dazu stöhnte. Wenn neben Bill für einen Moment Ruhe eintrat, hörte er Wollustlaute von nebenan. Am Ende war es ihm egal, ob das Bett quietschte. Hanna lag mit breiten Beinen da – ein wenig geschafft – und schaute ihn erwartungsvoll an. Er nahm sie in einer herrlichen Schmuserunde. Hanna merkte genau, dass Filomenas gedämpftes Stöhnen ihn augenblicklich anspornte.