Professor Goodmans Fachkollegen aus verschiedenen Ländern hatten zwar nicht ein so beschauliches Leben wie er selbst, dafür konnten sie schöpferisch tätig sein. An einem geheimen Standort in Sibirien hatte man ihnen in aller Eile die Voraussetzungen geschaffen, ein Modell zu erarbeiten, die Flugbahn des Kometen von der Erde abzulenken. Alle Regierungsstellen, die damit befasst waren, behandelten die Angelegenheit unter dem höchsten Geheimhaltungsgrad. Es blieb dennoch nicht aus, dass die Gerüchteküche in verschiedenen Ländern angeheizt wurde. Bestimmte Medienvertreter nahm man sich besonders zur Brust. Es waren vor allem Journalisten, denen es darum ging, Licht in die dunklen Gerüchte zu bringen. Sie hatten keine Chance. Man bediente sich bei der Unterdrückung von Informationen Methoden, die ihr Ziel nicht verfehlten.
Die Spezialistengruppe in Sibirien war schockiert, als die erste überschlägliche Berechnung der Energie vorlag, die notwendig war, um die Flugbahn des Kometen zu verändern. Abgesehen davon, dass man sich sehr unsicher war, wie die Bahn am sinnvollsten zu korrigieren war, um den Supergau nicht nur zeitlich hinauszuschieben, hielt man die ganze Sache ohnehin für ziemlich aussichtslos. Alles, was an Raketenpotenzial aller Staaten zusammengerechnet wurde, reichte bei weitem nicht. Erstaunlich war, dass nach Information an die Regierungen schrittweise ganz andere Zahlen kamen. Am Ende war die Sprengkraft aller Raketen zweiundzwanzigmal größer, als man es zuerst angegeben hatte. Ein Dilemma für alle Staaten war, dass man nun auch alle Standorte der Raketenabschussbasen auf den Tisch legen musste, um einen koordinierten Schlag zu konzipieren. Die Wissenschaftler konnten gut nachvollziehen, dass sich manche Staaten plötzlich nackt und ertappt vorkamen. Das konnte trotz der ernsten Lage eine gewisse Schadenfreude nicht unterdrücken.
Man schrieb inzwischen den 15. Mai. Es blieben also noch gut sieben Monate, um die Aktivitäten der Erde zu bündeln. In aller Eile wurde die zusätzliche Raketenproduktion angekurbelt. Alle bisherigen internationalen Abkommen zur Beschränkung der Raketen waren wie von selbst außer Kraft gesetzt. Jetzt gab es einen progressiven Wettlauf um die höchsten Ausstoßzahlen für neue und immer leistungsfähigere Raketen. Der einstige Fluch der Menschheit wurde plötzlich zum Hoffnungsträger.
Auf der Insel hatte man sich inzwischen eingerichtet. Hanna hatte es stillschweigend übernommen, das Hauswesen zu lenken und zu leiten. Filomena fischte sehr gern. In den Kisten hatte man alles gefunden, was das Herz eines Anglers höher schlagen ließ. Bill Goodman machte sich am liebsten auf die Jagd. Man hatte herausgefunden, dass die entdeckte Entenart ein vorzüglich schmeckendes Fleisch lieferte. Außerdem brachte er von seinen Streifzügen außer den ´Kürbissen´ immer wieder neues Grünzeug mit, das man auf seine Essbarkeit und auf den Geschmack prüfte. In den Beständen befanden sich zwar ausreichend Vitaminpräparate, aber man wollte auch natürliche zu sich nehmen. Die Kürbisse bekamen schon mal allen ausgezeichnet. An Blattgemüse gab es ein Gewächs, das bald mit Sauerampfer vergleichbar war. Hanna zauberte davon herrliche Salate.
Die Frau des Professors hatte allerdings nicht nur ihre Probleme mit dem Hauswesen. Sie grübelte auch sehr viel über das Zusammenleben. Die größte Gefahr bestand nach nun schon vierzehn Tagen Isolierung auf der Insel darin, dass sich Depressionen breit machen. Der Boden dazu war bereitet, weil man von allen Informationen der Außenwelt abgeschnitten war und jeder über den Tag auch sehr viel allein war. Bill wollte bei der Jagd keine Begleitung. Filomena war auch am liebsten allein, wenn sie angelte. Nur die ersten Tage hatte sie auf Hannas Begleitung bestanden, weil sie noch Angst vor dem fremden Gewässer hatte. Als sie aber merkte, dass sich keine gefährlichen Meeresbewohner sehen ließen, wagte sie sich immer weiter heraus, bei ruhigem Wasser auch mit dem alten Schlauchboot, das sie in einer Abstellkammer gefunden hatten und das schon hundertmal geflickt worden war.
Der Professor hatte sich mal wieder zur Jagd abgemeldet. Als Hanna mit dem Haus und der Vorbereitung des Mittagessens fertig war, schlenderte sie zum Strand, um ein Bad zu nehmen. Sie wusste, dass Filomena auch dort war. Barfuss ging Hanna über den bereits reichlich ausgetretenen Weg. Ihre Gedanken waren in der Heimat. Wenn sie allein war, leistete sie es sich schon einmal, daran zu denken, was sie auf dieser verfluchten Insel alles entbehrte. Die Musik fehlte ihr am meisten. Sie wurde schwer damit fertig, dass ihre Unterkunft schmucklos war. Nicht mal Gardinen an den Fenstern hatten sie und zur Beleuchtung entweder Kerzen oder die Petroleumlampe. Plötzlich blieb Hanna bei ihren Grübeleien wie angewurzelt stehen. Sie wusste das Bild gar nicht gleich einzuordnen, das sie einfing. An einem Baum lehnte Filomena splitternackt. Zuerst sah es so aus, als masturbierte sie einfach. Hanna hätte sich keine Antwort geben können, warum sie sich hinter einen Baum versteckte. Anständiger wäre es gewesen, einfach umzudrehen und einen anderen Weg zu nehmen. Nein, sie linste hinter dem Baum hervor und betätigte sich als Spanner. Das allerdings nicht im bösen Sinne. Was sich vor ihren Augen vollzog, war genau das, worüber sie schon wiederholt nachgedacht hatte. Filomena bekam sicher mit, wie sich das Ehepaar vergnügte und war selbst darauf angewiesen, sich in aller Stille und Heimlichkeit ihre leibliche Befriedigung zu holen. Je intensiver Hanna zu Filomena schaute, je sicherer wurde sie, dass da nicht einfach ein Handbetrieb vor sich ging. Sie wurde sich sicher, dass sich ihre Geschlechtsgenossin eines Hilfsmittels bediente. Geduldig wartete sie ab, bis an Filomenas hektischen Bewegungen zu erkennen war, dass sie sicher gleich kam. Als sie mit breiten Beinen da stand und neugierig zu ihren Schenkeln schaute, wartete Hanna nur noch einen Augenblick, bis sie hinter dem Baum hervortrat und fröhlich pfeifend auf sie zuging. Übermäßig erschreckt war Filomena nicht. Ein wenig pikiert lächelte sie und rief: „Einmal musste es ja passieren, wenn man sich so dicht auf der Pelle hängt. Wie lange hast du mich schon im Auge?“
Hanna entschloss sich blitzartig zur Wahrheit: „So lange, dass ich sehen konnte, wie wundervoll du mit dir allein auskommst.“
Sarkastisch lachte Filomena auf. Sie zeigte, was sie in der Hand hielt und raunte: „Ein schwacher Ersatz für den Kerl, den man mir entrissen hat. Hätte ich ihm nur vom Kometen erzählt, da wäre er als Mitwisser jetzt bei uns.“
Kurzerhand nahm sich Hanna, was Filomena da krampfhaft in der Hand hielt. Sie war verblüfft. Eine wundervolle und saubere Nachbildung eines Penis in Holz. Ein gutes Stück allerdings! Hanna hatte sich schon eine Weile vorgenommen, den Bann irgendwann zu brechen. Nun tat sie es. Ohne Umstände schob sie den Dildo unter das Badetuch, das sie einfach nur um die Hüften verknotet hatte. Es war wohl Absicht, dass der Knoten aufsprang und Filomena sehen konnte, wie sie sich das Teil einführte. Hanna lief ein Schauer über den Rücken, weil sie daran dachte, dass das Dingelchen noch Filomenas Duft trug. Mit diesem Gedanke holte sie es an ihre Lippen, küsste es lüstern und wisperte: „Eine saubere Arbeit hast du da geleistet. Oder war das Kerlchen auch in einer Kiste.“
Ganz trocken war Filomena der Mund geworden, als sie sah, wie Hanna mit sichtlichem Behagen den Dildo küsste, der sie vor zwei Minuten zu einem rauschenden Höhepunkt gebracht hatte. Hanna fuhr noch einmal mit der Zunge über die funkelnde Spitze und gurrte: „Jetzt hat er ein bisschen Aroma von dir und ein wenig von mir.“