Manche aus meiner Umgebung rechneten es mir als Geiz an, dass ich nicht immer mit allen Dingen des täglichen Gebrauchs auf dem neusten Stand war. So hatte ich noch immer kein Telefon, in dem man die wichtigsten Nummern speichern kann. Es war immer noch das alte Gerät mit der Wählscheibe. Es war ein wenig antiquiert, aber es passte wunderbar zu meinem verschnörkelten Sekretär.
Diesem Umstand verdankte ich es, dass ich mich hin und wieder verwählte. Das geschah eines Tages wieder mal. Eine Freundin wollte ich anrufen, aber es meldete sich eine aufregende sonore Männerstimme. Rasch entschuldigte ich mich: „Verzeihen Sie die Störung. Ich habe mich verwählt.“
Ich war perplex, weil wie aus der Pistole geschossen die Antwort kam: „Das kann man nie wissen! Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, der Ihnen meine Nummer eingeblasen hat.“
Ich wusste gar nicht sofort, was ich antworten sollte. Ewig hätte ich seine Stimme hören können. Andererseits störte mich seine Reaktion. Ich hielt sie für ein wenig plump. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er im Gegensatz zu mir genau wusste, mit wem er sprach. Seinen Namen hatte er zwar genannt. Ich hatte ihn schon wieder vergessen und er war mir auch nicht geläufig. Um überhaupt etwas zu sagen, bemerkte ich: „Da müsste mir das Schicksal öfter winken, so oft ich mich verwähle.“
„Ach so“, kam die enttäuschte Antwort. Dann wurde die Stimme wieder fröhlich: „Wenn es ein Wink des Schicksals war, wird es nicht der einzige bleiben.“
Wieder wunderte ich mich über die Kühnheit oder Direktheit. Merkwürdig, in meinem Kopf hatte sich durch den herrlichen Klang der Stimme schon ein Bild von diesem Mann zusammengesetzt. Jung war er, gut aussehend, männlich herb, aber mit warmen dunklen Augen und rabenschwarzen Haaren.
Mir war der Augenblick Funkstille ärgerlich. Sicher wartete er auf ein Wort von mir. Das kam: „Entschuldigen Sie nochmals. Ich bin sehr in Eile.“
„Können wir uns nicht ….“, hörte ich noch und ärgerte mich gleich, weil ich so schnell aufgelegt hatte.
Keine Stunde später schellte mein Telefon. Vom anderen Ende hörte ich: „Verzeihung, ich habe mich nicht verwählt. Ich möchte mich nur entschuldigen, falls sie meinen kleinen Spaß mit dem Wink des Schicksals als ungehörig empfunden haben.“
Sofort war das Bild von dem Mann wieder in meinem Kopf. Ich konnte es gar nicht glauben, dass es irgendwie bis in meinen Bauch zog. War ich wirklich in einem solchen Zustand, den mir meine Freundin schon wiederholt auf den Kopf zugesagt hatte: „Es menschelt ganz schön in dir.“ Recht hatte sie ja damit. Kein Wunder, dass ich mit meinen achtundzwanzig Jahren einen Mann vermisste. Leider war mir der schon vor einem halben Jahr abhanden gekommen.
Von meinem Telefonpartner wollte ich wissen, wieso er darauf gekommen war, dass ich mich verwählt hatte. Er gab mir Rätsel auf, indem er mir verriet, dass er mich schon ziemlich lange kannte. Der Schuft nannte mir noch lange nicht seinen Namen. Wir kamen allerdings ins Schwatzen. Sein Fuhre Süßholz kam bei mir ausgezeichnet an. Es machte mich sogar so an, dass ich bequem in den Sessel fläzte und meiner Hand an den Brüsten und unter dem Rock freien Lauf ließ. Es war wundervoll, ein bisschen zu spielen und die Stimme am Ohr zu haben. Der verrückte Kerl! Aus seinen Komplimenten wurde langsam ein richtiger Flirt, wenn man überhaupt flirten kann, ohne sich dabei in die Augen zu sehen.
Plötzlich fragte er direkt, wieso mein Atem so schnell ging. Kurz angebunden antwortete ich und legte auf. Es ging nicht mehr anders. Ich stieg aus meinen Sachen und bereite mir eine wundervolle Stunde mit meinen Händen und all meinen Spielzeugen. Dreimal war ich gekommen und bereute nun, wie ich den Mann behandelt hatte. Ich rief kurz entschlossen zurück. Er hatte mir ja gesagt, dass ich mich nur bei der letzten Ziffer verwählt hatte.
Wir hatten wohl schon über eine Stunde geredet, immer prickelnder und heikler, da rutschte mir heraus: „Wenn ich nicht wüsste, dass Sie mich kennen, würde ich Sie zum Telefonsex verleiten.“
Prompt reagierte er mit einer Beschreibung, wie er mir unter zärtlichen Küssen Stück für Stück meine Sachen abnehmen würde. Als er beim Büstenhalter anlangte, überzeugte er mich vollends. Er wusste meine Brüste tatsächlich fast genau zu beschreiben. Als er telefonisch mit den Lippen nach meinen Nippeln schnappte, griff ich selbst danach und zog sie sehnsüchtig drehend in die Länge. Oh, mir war schon wieder supermegageil. Ich war schon gespannt, auf welche Weise er mit den Slip von den Hüften ziehen wollte. Zunächst war ich enttäuscht, dass er ihn erst mal nur behutsam zur Seite schob, um den ersten Blick zu wagen, mit der Zungenspitze durch die Leistenbeugen zu huschen und seine Hand auf den Schamberg zu legen. Ich konnte meine Hand nicht zurückhalten, einfach nachzuvollziehen, was er gerade gedanklich mit mir machte.
Etwas schüchtern nuschelte ich in den Hörer: „Verdammt, warum geht der Reißverschluss an deiner Hose so schwer?“ Mir war schon bewusst, dass ich ihn zum ersten Mal duzte. Er ging auch sofort darauf ein und erwiderte: „Gib dir nur Mühe. Dein BH-Verschluss war auch nicht ohne.“
„Oh ja“, rief ich euphorisch. „Er ist auf. Welch ein schönes Stück.“
„Bitte keine Vorschusslorbeeren.“
„Ein Mann mit so einer wundervollen Stimme kann nur überall so wundervoll sein.“
Er knurrte verlegen: „Tust du es schon?“
„Und du?“
„Mann soll zwar nie eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten. Aber ich gesteh es dir ein. Welcher Mann kann sich schon bei so einem Gespräch beherrschen.“
„Denkst du, eine Frau kann das besser?“
„Hast du an dir nachvollzogen, wie ich dich ausgezogen habe?“
„Noch nicht ganz. Aber ich tue es gerade, wenn auch nicht so zärtlich, wie du es beschrieben hast.“
Sekunden vergingen ohne ein Wort. Ich hörte seinen unnatürlichen Atem jetzt auch, aber ich schwieg dazu. Dann flüsterte ich: „Jetzt bin ich ganz nackt und ich wünschte mir so sehr, dass der Mann, der in meinem Kopf herumgeistert, plötzlich vor meinen Augen Formen annehmen würde.“
„Oh, das wäre mir aber im Moment peinlich. Splitternackt bin ich und nun erst mal gar nicht mehr sehr attraktiv für eine wollüstige Frau. Es ist schon alles zu spät.“
Ich musste schwer schlucken. Bildlich stellte ich mir alles vor und kam binnen Sekunden. „Wir sind verrückt“, sagte ich ziemlich nüchtern.
„Ja“, sagte er ernst, „ich bin wirklich verrückt. Verrückt auf dich. Es war in der Tat ein Wink des Schicksals, dass wir ins Gespräch gekommen sind. Gibt es jemand, der mich dafür zum Duell fordern könnte?“
„Nein, da gibt es niemand“, sagte ich ein wenig schwermütig.
Den nächsten Orgasmus bekamen wir noch am gleichen Abend, fast gleichzeitig in meinem Bett. Er hatte völlig unerwartet mit Blumen, Pralinen und Champagner vor meiner Tür gestanden. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war der Röntgenarzt aus der Klinik, in der ich vor Wochen gelegen hatte. Nie hatte ich mir seinen Namen gemerkt. Wieso er meinen kannte und meine Stimme, das blieb nicht lange ein Geheimnis. Er hatte sich damals in mich verguckt und mich auch im Auge behalten, weil er nur sechs Häuser entfernt von mir wohnte.
Den Spaß mit dem Telefonsex machten wir uns noch öfter. Meistens war er dann zehn Minuten später bei mir. Er war so unersättlich wie ich. Ihm fehlte auch seit Monaten eine Frau.